Unser Büro im Wrangelkiez beteiligt sich am „Tag der Nachbarschaft“ und öffnet am 24. Mai 2019 von 12 bis 18 Uhr die Tür für Anwohner*innen und Interessierte. Alle sind herzlich dazu eingeladen sich mit grünen Bezirks-, Landes- und Bundespolitiker*innen auszutauschen. Für die kleinen Besucher*innen gibt es einen Aktionstisch mit Nachbarschaftsbildern zum Ausmalen, grünen Windrädern und bunter Kreide.
Folgende Gesprächspartner*innen stehen zur Verfügung:
Antje Kapek (Fraktionsvorsitzende, Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus)
Marianne Burkert-Eulitz (Sprecherin für Familie und Bildung, Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus)
Daniel Wesener (Parlamentarischer Geschäftsführer, Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus), 13-14.30 Uhr
Seit unserer Gründung kämpfen wir Grüne für Frauen und ihre Rechte, für Gleichberechtigung und Gleichstellung. Obwohl die Frauenbewegung bereits viel erkämpft hat, haben Frauen auch 2019 noch nicht viel Grund zu feiern. Gleiche Bezahlung, die Hälfte der Plätze in Gremien und Parlamenten, Schutz vor Sexismus und Gewalt, von all dem sind wir noch weit entfernt. Deshalb hat die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Berlin in diesem Jahr vom 1. Februar bis zum 28. März die GrünenFrauenkampfwochenausgerufen.
Wir haben Fachgespräche veranstaltet, sind auf die Straße gegangen und haben frauenpolitische Projekte besucht. Hier berichte ich von meinen Aktivitäten in diesen Wochen.
Engagement würdigen
Den Auftakt machte die Verleihung des Hatun-Sürücü-Preises, bei der ich die Begrüßungsrede halten durfte. Mit diesem Preis ehrt unsere Fraktion jedes Jahr Einzelpersonen, Initiativen oder Organisationen aus Berlin, die sich für Mädchen und junge Frauen einsetzen. Benannt ist er nach Hatun Sürücü, einer jungen Frau, die gegen alle Widerstände das Leben führte, das sie führen wollte, bis sie von einem ihrer Brüder auf offener Straße ermordet wurde.
„Die Hatun-Sürücü-Preisverleihung ist für mich immer eine besondere Veranstaltung, die mir Hoffnung gibt. Denn eins ist mit Blick in diesen Saal klar: Egal wie düster einem manchmal die Gegenwart erscheinen mag, die Zukunft in Berlin und hoffentlich bald auch überall, die ist auf jeden Fall feministisch.“
Aus meiner Begrüßungsrede zur Preisverleihung
https://www.youtube.com/watch?v=qvEfafFrEN0
Hier ist der Livestream zur Preisverleihung. Meine Rede beginnt bei 3:48 Minuten.
Die Hälfte von allem für Frauen
Dass die Zukunft feministisch ist, darauf ließ auch der 8. März hoffen. Der Frauenkampftag war dieses Jahr in Berlin zum ersten Mal Feiertag. Warum wir trotzdem auf die Straße gegangen sind, habe ich hier aufgeschrieben:
Vor der großen Demo am Alexanderplatz machten wir mit einer Aktion darauf aufmerksam, dass Frauen in Berlin sowohl im Parlament als auch im Stadtbild unterrepräsentiert sind. Wir benannten eine Straße nach Margarete Poehlmann, der ersten Rednerin in der Preußischen Landesversammlung. Mit der Aktion warben wir für unsere Forderung nach einem Paritätsgesetz für Berlin, das eine ausgeglichene Besetzung von Wahllisten zwischen Frauen und Männern vorschreibt.
Berlin – Stadt der Frauen
Während der Frauenkampfwochen habe ich Projekte und Initiativen besucht, die Berlinerinnen ein Angebot machen. All die Ehren- und Hauptamtlichen, die Frauen beraten, unterstützen, helfen und für ihre Rechte kämpfen, machen Berlin zur Stadt der Frauen. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht ihnen dabei den Rücken zu stärken. Im März durfte ich folgende Angebote besuchen. Weitere werden folgen.
Das Projekt „Selbstverteidigungskurs mit Worten“
„Selbstverteidigungskurs mit Worten“ ist ein Projekt der Regionalen Arbeitstellen für Bildung, Integration und Demokratie (RAA) e.V., das jungen Mädchen und Frauen einen Raum zur Besprechung, Vernetzung und Organisation bietet. Gemeinsam und selbst organisiert unterstützen sie sich als Gruppe im Umgang mit Diskriminierungen und Mobbing. Aus den gemeinsamen Erfahrungen ist auch ein Buch entstanden: Wir sind Heldinnen – Unsere Geschichten erzählt und visualisiert Diskriminierungserfahrungen.
Evas Haltestelle – Tagesstätte für obdach- und wohnungslose Frauen
Bei Evas Haltestelle in Mitte durfte ich beim „Besonderen Frühstück“ helfen und die Einrichtung kennenlernen. Hier können obdach- und wohnungslose Frauen sich beraten lassen, eine Postadresse bekommen, duschen und es gibt 20 Notschlafplätze. Hier finden sie ein Stück Geborgenheit in einem Leben voll Unsicherheiten.
Solchefrauenspezifischen Angebote sind enorm wichtig, denn obdach- undwohnungslose Frauen bleiben oft unsichtbar und haben mit besonderenSchwierigkeiten zu kämpfen. Unter Rot-Rot-Grün werden endlich auchihre speziellen Bedarfe in den Blick genommen. In Mitte hat die GrüneFraktion erheblich dazu beigetragen, dass Evas Haltestelle nach derKündigung im letzten Jahr neue Räumlichkeiten finden und ihrAngebot ausbauen konnte. Auf Grüne Initiative hin wird das Projekthoffentlich bald auch eine weitere Sozialarbeiter*innenstellebekommen.
Das Familienplanungszentrum Balance
Das Familienplanungszentrum Balance stärkt mit seiner Arbeit das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung. Es berät zur Sexualpädagogik, Familienplanung, Sexualität und Partnerschaft und bietet medizinische Hilfe im Bereich der Frauengesundheit und Familienplanung. Medinzisch werden vor allem illegalisierte Frauen und Frauen mit Beeinträchtigungen beraten und unterstützt, also jene Gruppen, die sonst nur schwer oder gar keine Unterstützung bekommen. Es nimmt mit seiner Arbeit auch die Gruppen und Menschen in den Blick, die sonst leicht in Vergessenheit geraten. Berlinweit werden hier außerdem die meisten Schulklassen beraten und informiert.
Banden bilden und übereinander sprechen
BeiFacebook habe ich die Frauenkampfwochen genutzt, um auf dasEngagement mutiger und herausragender Frauen aufmerksam zu machen.Denn Vorbilder und Heldinnen gibt es überall! Hier eine kleineAuswahl:
Girls“ Day: Mädchen empowern
Den Abschluss der Frauenkampfwochen bildete der Girls“ Day, an dem Mädchen allerhand Berufe anschauen können. Auch die Grüne Fraktion lädt jedes Jahr ins Abgeordnetenhaus ein. Zum Frühstück haben Silke Gebel und ich den Mädchen Einblicke in unseren Beruf der Fraktionsvorsitzenden gegeben. Es ist immer wieder toll zu sehen wie engagiert und politisch junge Menschen sind. Sie haben Bock mit zu gestalten!
Im neuen taz- Gebäude fand am 20.11.2018 die Veranstaltung zum Erbe der 68er statt. Mit einem bunt gemischten Publikum aus Jung und Alt startete die Diskussion des reinen Frauenpodiums und entwickelte sich zu einem spannenden Austausch. Durch den Abend führte Antje Kapek die Diskussionsteilnehmerinnen, die zwischen Wissenschaft, Politik und Aktivismus angesiedelt waren oder sind. Mit Gretchen Dutschke war eine ehemalige Aktivistin zu Gast, die selbst auch ein Buch über die 68er-Bewegung geschrieben hat und spannende Einblicke in die Zeit damals geben konnte, aber auch viel zu aktuellen politischen Ereignissen beisteuern konnte. Eine wissenschaftliche Perspektive stellte Ilse Lenz, sie ist Soziologin und Expertin für Frauenbewegungen weltweit und hat unter ihren vielen Veröffentlichungen auch ein Buch zur deutschen Frauenbewegung mit hunderten von kommentierten Originalquellen veröffentlicht. Stefania Vittori ist politische Aktivist*in und Student*in der Politikwissenschaften und hat für das Gunda Werner Institut die Veranstaltung „Decolonize 1968er!“ mit organisiert. Ricarda Lang ist Sprecherin der Grünen Jugend, die sich bei ihrem letzten Bundeskongress mit Utopien sowie linken Gesellschaftsentwürfen beschäftigt hat.
Die 68er haben unsere Gesellschaft freier gemacht und für eine bessere Zukunft gekämpft. Von ihrem positiven Weltveränderungsflair zehren wir heute noch, andere Errungenschaften sind inzwischen wieder bedroht oder werden in Frage gestellt. Als Grüne ist es als unsere Aufgabe, das Erbe der 68er zu verteidigen und ihren Kampf gegen starre Strukturen, überholte Traditionen und Diskriminierung fortsetzen. Gerade jetzt, wo der Ruf von Rechts wieder lauter wird und eine rechtsextreme Partei in allen deutschen Parlamenten sitzt. Oftmals werden Parallelen gezogen zwischen damals und heute, gerade im Jahr des 50. Jubiläums. Es lohnt sich daher, die 68er und ihr Aufbegehren besser zu verstehen, aber vor allem auch darum ihren Kampf in die heutige Zeit zu übertragen.
Dabei macht es Sinn auch auf die Lücken in der Geschichtsschreibung zu schauen. Gerade marginalisierte Positionen, wie die von schwarzen Frauen oder Sinti und Roma im Kampf gegen Aubeutung und politische Unsichtbarkeit. Dabei waren die 68er keine rein Weiße, studentische Bewegung, wie Stefania Vittori klarstellte. Auch migrantische Kämpfe von Gastarbeiter*innen prägten die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen. Inspiration kam auch den schwarzen Kämpfen in den USA oder internationaler Solidaritätsbekundungen im Zuge des Vietnamkriegs, es herrschte ein reger Austausch zwischen den verschiedensten Bewegungen. Ilse Lenz betonte die internationale Verknüpfung von Frauenkämpfen, die sich stark an der Frage ausrichtete, wie man gemeinsam leben will und insbesondere die Verknüpfungen zwischen Sexismus und Rassismus unter die Lupe nahm. Auch die Entwicklung von Utopien und utopischen Narrativen für heutige politische Kämpfe sei relevant um gesellschaftliche Veränderung hervorzubringen, wie Ricarda Lang erklärte. Die Diskutantinnen waren sich einig, dass eine kritische Positionierung zu neoliberalen und kapitalistischen Gesellschaftsentwürfen wichtig für zukünftige Auseinandersetzungen ist, besonders auch im Hinblick auf erstarkende rechte Kräfte. Zu Ende betonten alle Diskussionsteilnehmerinnen wie wichtig es ist, radikal für eine verbindliche, soziale Gesellschaft einzustehen. In den heutigen neoliberalen Zeiten äußerten viele Stimmen aus dem Publikum eine Angst vor dem Älterwerden und vor dem Wegfall sozialstaatlicher Sicherheiten und Auffangmechanismen. Durch gemeinsame Utopien als gesellschaftlicher Anker könne hier gemeinschaftlicher Zusammenhalt wieder aufgebaut werden.
Herzlichen Dank an die wunderbaren Diskussionsteilnehmerinnen und das interessierte und zahlreiche Publikum!
Am 4. Oktober waren wir in der Bahnhofsmission am Zoologischen Garten. Wir waren wirklich beeindruckt davon wie hier ehrenamtlich geholfen wird. Es ist gut vor Ort zu sein und auch mal selbst mit anzupacken. Dadurch wurde uns nochmal vor Augen geführt, dass wir in der Wohnungslosenpolitik dringend etwas ändern müssen. Hier gibt es den Bericht zu unserem Servicetag.